Weihnachtsgedichte: "Weihnachten anno 14"

Wie war Weihnachten damals? 1914. Was bedeutete das Fest den Menschen zu dieser Zeit? Und wie ist es heute?

Was ist geblieben? IST was geblieben? Können wir erahnen, wohin unsere "Reise" geht?  Mit diesen Gedanken setzt sich das nun folgende Weihnachtsgedicht auseinander.
Wir wünschen dir besinnliche Momente und eine friedvolle Weihnachtszeit!

Weihnachten anno 14

Und welche Weihnacht ist gemeint?
Die anno neunzehn-vierzehn?
Soll’s die von zwanzig-vierzehn sein?
Davon nur eine? Beide? Keine?
Die einundzwanzig-vierzehn gar?
Nur Fragezeichen! Nichts ist klar.

Im Altbau steht in einer Ecke
des „guten Zimmers“ stolz der Baum.
Die Spitze ragt bis an die Decke,
er ist ganz himmlisch anzuschaun.

Mit Kugeln zauberhaft geschmückt,
flackern die Kerzen wunderbar.
Ist jede Seele doch beglückt,
trotz leicht erhöhter Brandgefahr.

Wie immer in den „guten Stuben“,
und das ist leicht schon zu erahnen,
spielen die Mädchen und die Buben
mit Puppen und mit Eisenbahnen.

Es riecht nach Printen, Pfeffernüssen,
nach Bratäpfeln und Weihnachtsgans.
Und hoch am Himmel strahlt ein Stern,
aus Bethlehem, ganz in der Fern.

Doch eins ist anders. Sonderbar!
Der Vater fehlt in diesem Jahr.
Er kämpft mit anderen Kollegen,
weit westlich in den Schützengräben.

Trotz Weihnacht tobt der Kampf dort hart,
im wunderschönen Flandern.
Fragt man, wer angefangen hat,
waren es stets die andern.

Es klirrt der Frost, hoch liegt der Schnee,
und Waffenruhe herrscht auf Erden.
Damit in dieser Heiligen Nacht,
nicht Unschuldige erschossen werden.

Fragt nicht, ob wirklich Sinn das macht,
weil nach dem Weihnachtsfest sofort
geschossen wird, dass es nur kracht,
weiter gemordet wird vor Ort.

In diesem kurzen „Stundenfrieden“,
summen Soldaten friedlich Lieder.
Und hoch am Himmel strahlt ein Stern,
aus Bethlehem, ganz in der Fern.

Und volle hundert Jahre später,
wie sieht die Weihnacht heute aus?
Was hat der Mensch alles verändert
und schließlich auch gelernt daraus?

Auf der Terrasse, klein und mickrig,
da steht ein Plastiktannenbaum.
Die LEDs der Lichterkette,
blinken in Pink, in Gelb und Blau.

Der Sinn des Festes? Längst vergessen!
Geht’s um Geschenke doch primär.
Darauf die Welt ist ganz versessen,
achtet auf Feinheiten nicht mehr.

Nach der Bescherung in die Disco,
mit Komasaufen und ‘nem Joint.
Zur Weihnachtsgans am nächsten Mittag
man widerwillig sich vereint.

Jedoch geblieben ist uns allen,
auch ohne weiße Weihnachtspracht,
dass hoch am Himmel strahlt ein Stern,
aus Bethlehem, ganz in der Fern.

Und auf den Schlachtfeldern der Erde?
Da geht es weiter blutig zu.
Der Krieg tobt nun in östlich’ Ländern,
doch dort gibt man erst recht kein‘ Ruh‘.

Gebombt wird in der Weihnachtszeit,
ohn Unterlass und Waffenruhe!
Zu deren Bruch jeder bereit,
und schiebt’s dem Gegner in die Schuhe.

Wohin man blickt, Holzköpfe nur,
ob Muslim, Jude oder Christ.
Deutlich wird schon des Teufels Spur,
sein‘ Saat längst aufgegangen ist.

Und doch zur Weihnacht zwanzig-vierzehn,
bleibt Hoffnung stets und Glaube auch,
weil hoch am Himmel strahlt ein Stern,
aus Bethlehem, ganz in der Fern.

Wie wird es sein in hundert Jahren,
zur Weihnacht hier in unseren Kreisen?
Hat Mensch etwas dazugelernt?
Das gilt es dann noch zu beweisen.

Die Weihnacht einundzwanzig-vierzehn,
gewiss wird anders sein als heut.
Doch sicher strahlt der helle Stern,
aus Bethlehem, ganz in der Fern.

© Klaus-Gunther Häuseler
epubli Verlag


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