Geschichte zum "Jahreswechsel"

Zum Abschluss dieser Rubrik findest du hier eine kleine Geschichte zum Nachsinnen und zum Innehalten. Und wer weiß? Vielleicht hat auch dir das alte Jahr etwas zu sagen?
Wir wünschen dir viel Freude beim Lesen und für das neue Jahr alles Gute, Zufriedenheit und Besonnenheit!

Jahreswechsel

Da war es wieder, das vertraute Geräusch. Zwischen all den Böllern und Leuchtraketen. Zwar selten zu hören und doch vertraut.

Behutsam öffnete ich, wie alle Jahre, die Tür. Und siehe da, es stand davor, das neue Jahr. Es bat um Einlass. Unbekümmert und frisch. Wie eine weiße Leinwand. Bereit zum grellen Farbauftrag.

Unbeschrieben sah es aus, wie leere Blätter eines Tagebuches. Kalendarische Jungfräulichkeit. Stunden im Überfluss - ein ganzes Jahr im Voraus. Zeitkredit.

Das neue Jahr lechzte nach prallem Leben. War hungrig auf Abwechslung.

Doch da war noch etwas. Neben dem hellen Schimmer des neuen Jahres gab es da noch eine dunkle Silhouette. Gedeckte Farben. Nicht etwa bedrohlich, einfach nur da.

Das war das alte Jahr. Es wollte sich gerade davon machen, hielt kurz inne, drehte sich um und sprach:

»Hey Du, hier bin ich noch einmal. 'ne ganze Menge hast Du mir zugemutet in den vergangenen 365 Tagen. Bis auf den Boden geleert hast Du die Zeitschüssel. Keine einzige Sekunde ist übrig geblieben. Sicher, das wird im neuen Jahr nicht anders werden. Doch musst Du die Stunden wirklich immer so restlos voll stopfen? Besinne Dich. Lass Raum für Ruhe und Gelassenheit. Hole Luft, sei geduldig. Hau den ewigen Zeitdieben ordentlich auf die Finger. Lass Dich nicht ewig drängeln.«

Und schwupp verschwand das alte Jahr.

Mein "Neujährchen" legte schon wieder los. Gierte voller Tatendrang.

Tja, und nun liegt es an mir, mich darauf einzulassen. Oder eben nicht!

Bin gespannt, was mir das "neue" alte Jahr zum nächsten Jahreswechsel zu sagen hat, wenn wieder das vertraute Geräusch an der Tür zu hören ist und das "neue" neue Jahr um Einlass bittet.

© Klaus-Gunther Häuseler


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