Geschichte für Weihnachten: "Die verschwundene Puppe"

Die folgende Geschichte zu Weihnachten richtet sich ganz besonders an alle Puppenmuttis. Sie handelt von einer Puppenmama mit riesigem Herzen und ist eine wahre Geschichte, die sich genau so zugetragen hat.

Die verschwundene Puppe

Es war Dezember, also Weihnachtszeit. Ich liebte die Weihnachtszeit.
Klar, welches Kind tut dies nicht. Besonders wenn man sich etwas ganz gigantisches wünscht. Mein Wunsch war diese bezaubernde Puppe mit blond gelockten, halblangen Haaren, 45 cm groß und sie konnte 7 verschiedene Sätze sprechen. Ich meine … welche Puppenmutter hat schon eine sprechende Puppe?
Ich sah sie zum ersten Mal, als ich mit meiner Mutter in der Stadt einkaufen war.
Sie stand im Schaufenster eines Warenhauses und war einfach die Schönste unter allen Puppen, die ausgestellt waren. Keine andere war annähernd so schön wie diese. Keine!

Jedesmal wenn wir an diesem Schaufenster vorbei kamen, blieb ich lange davor stehen und drückte mir die Nase an der Scheibe platt. Egal wie kalt es war, ob es schneite oder der eiserne Wind drohte, einem Frostbeulen zu verpassen.
Ich stand jedesmal wie versteinert vor dem Fenster und bewunderte sie. Ich konnte mir nur zu gut vorstellen, wie sie auf meinem Schoß sitzt und mit mir spricht. Ich wusste zwar nicht, was sie sprechen kann, aber die Vorstellung war einfach hinreißend.
Irgendwann meinte dann meine Mutter: ”Wenn wir hier noch länger stehen, frieren wir noch fest. Komm, lass uns endlich weiter gehen.”
Sie nahm mich an die Hand, mein Blick aber hielt an ihr fest, bis ich sie nicht mehr sehen konnte.
Ich war mit meinen acht Jahren eine Puppen Fanatikerin und liebte meine acht Puppen, die - alle in verschiedenen Variationen - für mich eine bestimmte Persönlichkeit hatten. Aber diese außergewöhnliche Puppe ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Mehrmals am Tag sprach ich mit meiner Mutter über sie. Täglich – drei Wochen lang!
Sie bedauerte aber, dass sie einfach zu teuer ist und sie mir das Christkind deshalb nicht bringen wird.
Ich wusste, dass meine Eltern nicht so viel Geld hatten, hoffte aber trotzdem auf ein Wunder. Egal welches, Hauptsache dass diese Puppe meine sein würde.

 

Die Zeit verging, es waren noch vier Tage bis Weihnachtsabend.
Wir waren wieder in der Stadt und kamen an diesem Schaufenster vorbei, an dem ich immer wie angewurzelt stehen blieb, aber ich konnte die Puppe nicht mehr sehen. Meine Augen suchten wie verrückt das ganze Schaufenster ab, aber ich konnte sie nicht mehr finden! Unverständlich und aufgebracht sagte ich zu meiner Mutter:
”Mama, die Puppe ist nicht mehr da.” Verzweifelt suchte ich weiterhin nach ihr, aber ich konnte sie nirgends entdecken.
Dann kam ein Satz von meiner Mutter, der mir fast den Boden unter den Füßen wegzog.
”Na dann wird sie das Christkind wohl einer anderen Puppenmama bringen.”
Einer anderen Puppenmama ? Das kann nicht sein. Das kann einfach nicht sein!
”Komm, lass uns gehen", meinte sie, "das Christkind bringt dir bestimmt etwas anderes Schönes.”
Etwas anderes Schönes, wundervolles und bezauberndes als diese Puppe? So etwas gibt es gar nicht! Niemals!
Ich konnte es einfach nicht glauben, aber das brachte sie auch nicht wieder zurück. Sie war einfach weg! Spurlos verschwunden! Und somit auch die Hoffnung, dass ich sie jemals wiedersehen würde.
Furchtbar traurig und fassungslos nahm ich die Hand meiner Mutter und wir gingen zum Bus. Sie wollte mich ablenken und machte mich auf die schöne Weihnachtsbeleuchtung über den Straßen aufmerksam, aber diese waren für mich bedeutungslos geworden.
Selbst die Tage danach konnte ich an nichts mehr anderes denken, als an die glückliche Puppenmama, die diese Puppe bald in ihren Armen tragen wird.

 

Der Tag am 24. Dezember verlief wie immer. Nachdem wir gegessen hatten, rannte meine Mutter hin und her und trug den Christbaumschmuck ins Wohnzimmer. Um sie und das Christkind nicht zu stören, durfte ich nicht mehr dort hinein gehen. An diese Regel hatte ich mich immer gehalten, denn ich wollte ja das Christkind nicht verjagen.
Auch wenn dieser Weihnachtsabend bestimmt nicht so schön werden würde, wie ich es mir gewünscht hätte, denn das Christkind konnte mir ja meinen Wunsch nicht erfüllen.
Dann war es endlich soweit. Die Glocke für die Bescherung klingelte und die Wohnzimmertüre wurde geöffnet.
Der Weihnachtsbaum stand wie jedes Jahr bunt und glitzernd dicht geschmückt in der Ecke und die Geschenke lagen darunter. Schön verpackt mit Schleifen und Geschenkkarten daran. Ich durfte die Geschenke alle einzeln hervor nehmen und sie an die Person weiter geben, deren Name drauf stand.
Viele waren für mich, mit Puppenkleidern darin verpackt, die meine Mutter selbst genäht hatte. Sie waren so schön, aber ich fand es sehr merkwürdig, denn keines davon hatte die Größe für meine Puppen. Und es waren nur Puppenkleider.
Dann mussten meine Eltern dieses Jahr wirklich sehr arm sein, dachte ich.
Aber ich hatte mich trotzdem darüber gefreut und mich lieb bedankt dafür, denn ich wusste, dass sie diese Kleider mit Liebe genäht hatte.
Irgendwann waren alle Geschenke ausgepackt und ich versuchte die Kleider meinen Puppen anzuziehen, obwohl sie ihnen gar nicht richtig passten.
Ich bemerkte nach einiger Zeit, dass mich meine Mutter seltsam beobachtete und unruhig auf dem Sessel hin und her rutschte. Sie meinte: ”Hast du denn alle Geschenke hervor genommen?” – "Sicher habe ich das", antwortete ich ihr.
Ich beschäftigte mich weiter mit den Kleidern, und sie fragte mich wiederum nach 10 Minuten – dieses Mal ungeduldig, ob ich wirklich alle Geschenke gefunden hätte. Ja klar, ich hab doch nachgeschaut.
Irgendwann sagte sie dann sehr ungeduldig: ”Ja Himmel, schau doch mal richtig unter dem Christbaum nach!”
Verwundert kroch ich auf allen vieren unter den Christbaum und dachte mir: Na dann muss es ein sehr kleines Geschenk sein, das ich nicht gesehen habe.
Mit Lametta in den Haaren sah ich plötzlich einen großen Karton ganz in der Ecke stehen. Der Baum war so dicht geschmückt, dass er mir gar nicht aufgefallen war. Ich rief: ”Uii, da ist ja noch ein Geschenk.”
Meine Mutter sagte laut und klatschend in die Hände: ”Meine Güte, ich dachte schon, du findest es wohl nie.”
Vorsichtig - ohne den Baum umzuwerfen - zog ich den großen Karton hinter dem Christbaum raus. Ich fragte dann, wem es denn gehört. Meine Mutter, deren Geduld vollkommen aufgebraucht war, antwortete:" Dann lies doch, was drauf steht.”
"Das ist ja für mich", sagte ich und konnte nicht glauben, dass dieses große Geschenk für mich war. ”Jetzt packe es bitte endlich aus” – war die schon fast verzweifelte Stimme meiner Mutter.
Ganz hibbelig packte ich es aus und was kam zum Vorschein? Meine Puppe, die ich glaubte, nie wieder zu sehen.

Weihnachtsgeschichten: Die verschwundene Puppe

”Meine Sprechpuppe, schrie ich … meine Sprechpuppe.” Ich nahm sie aus dem Karton heraus, knutschte sie ab und war einfach nur noch glücklich. Wohl die glücklichste Puppenmama der ganzen Welt.

 

Die verschwundene Puppe war also gar nicht verschwunden, sie hatte sich nur erst auf dem Kleiderschrank und anschließend hinter dem dicht geschmückten Weihnachtsbaum versteckt und wartete auf mich!

 

*Wünsche können doch manchmal in Erfüllung gehen, wenn man ganz fest daran glaubt!"

Brigitte Jespersen

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