Geschichten zu Weihnachten

Was macht ein Osterhase beim Nikolaus? Hat er sich verlaufen? In der Zeit geirrt? In dieser Geschichte, liebe Kinder, werdet Ihr es erfahren! Hierzu wünschen wir Euch ganz viel Freude, einen fleißigen Nikolaus und ein schönes Weihnachtsfest!

Geschichte vom Hasen Ron, der zum Nikolaus wollte

Japsend, ermattet und frierend saß RON in der anbrechenden Dunkelheit vor dem alten Holzhaus, in dem der Nikolaus mit seinem Knecht wohnte und wagte nicht, sich bemerkbar zu machen. Ron spürte sein Herz bis zum Hals hinauf klopfen. Schließlich erklomm er mühevoll die Bank unterhalb des hell erleuchteten Fensters und blickte in eine behagliche Stube, in welcher zwei bärtige Männer gemütlich vor dem flackernden Kaminfeuer saßen.

 

Der Ältere trug ein rotes Samtwams, hatte wallendes Silberhaar und ein gütiges Gesicht. Gewiss war das der Nikolaus! - Und der andere Knecht Ruprecht, der gerade sein Pfeifchen stopfte!

 

Leises Gemurmel drang aus dem Stall neben dem Haus in seine langen Ohren. Vielleicht erzählten sich dort die Tiere ihre Erlebnisse oder einfach Geschichten.

 

Ron hatte im Sommer  erstmals staunend vom Nikolaus erfahren. Dass der mit seinem Knecht und seinem berühmten Rentier Rudolph, welches jedes Jahr einen großen Holzschlitten zog, in der Nacht zum 6. Dezember in die Stadt reiste, um mit Lebkuchen, Keksen, Schokolade und Spielzeug alle braven Kinder zu beschenken, die dazu ihre Stiefel vor die Türen stellen mussten. Unbedingt wollte er an diesem vorweihnachtlichen Brauch einmal teilnehmen. - Ein Gegensatz zu Ostern, da sich alles um das Ei drehte.

 

Ron atmete noch einmal tief durch, nahm seinen ganzen Mut zusammen, hopste von der Bank auf das Fenstersims, richtete sich so hoch auf  wie er konnte und trommelte mit den Vorderpfoten gegen die dicken, vereisten Scheiben.

 

Die beiden Männer in der Stube stutzten, als sie die merkwürdigen, feinen Klopfgeräusche am Fenster bemerkten. Ruprecht erhob sich aus seinem Sessel, schlurfte zum Fenster und öffnete es. Sein Erstaunen war groß, als er einen zitternden, kleinen Hasen erblickte. Geschwind und behutsam holte er ihn herein. Ron war vor Aufregung sprachlos, und der Knecht setzte ihn vorsichtig auf einen Teppich nahe dem Kamin, damit er sich aufwärmen und erholen konnte.

 

"Nun, lieber Hase, " begann der Nikolaus nach einigen Minuten des Schweigens, "was führt Dich zu uns?"

 

Ron, der sich langsam wieder gefasst hatte, trug beherzt seinen größten Wunsch vor: Ihn, den Nikolaus, in der Nacht zum 6. Dezember in die Stadt zu begleiten.

 

Die beiden Männer sahen sich verblüfft an. Wie sollten sie auf des Hasen Wunsch reagieren? - Ihn sofort wieder nach Hause schicken, - hinaus in die kalte Nacht? Nein, das kam keinesfalls in Frage. So viel stand fest.

 

Allerdings war die Fahrt in die Stadt immer sehr anstrengend. - Und nun noch ein weiterer, kleiner Passagier, auf den man achtgeben musste!?

 

Ron sah den Nikolaus flehentlich an, meinte er doch, ein Zögern in dessen Augen zu lesen.

 

Da schlug sich der Nikolaus fröhlich mit beiden Händen auf die Schenkel, hob Ron vom Boden auf und setzte ihn auf den morschen, alten Holztisch.

 

Ron spürte, dass der Nikolaus seine Entscheidung gefällt hatte ...

 

Der zwinkerte gut gelaunt mit den Augen und sprach: " Lieber Hase. Wir können Dir Deinen Wunsch nicht abschlagen. Du hast einen weiten und gefährlichen Weg auf Dich genommen, um uns zu besuchen und zu begleiten.

 

Das muss belohnt werden."

 

Ron blieb äußerlich ruhig, jedoch in seinem Inneren jubelte sein kleines Herz. Er war überglücklich, dass der weite Weg nicht umsonst gewesen war. Am liebsten hätte er vor Freude ein paar Haken und Purzelbäume in der Stube geschlagen.

 

Noch zwei Stunden bis zur Abfahrt. - Bald ging es los! Alle notwendigen Vorbereitungen waren bereits seit Tagen getroffen.

 

Ruprecht nahm Ron auf die Arme und stapfte mit ihm durch den knirschenden Schnee hinüber zum Stall.

 

Und tatsächlich! Dort im Stroh lag das berühmte Rentier mit der roten Nase; ruhte gemütlich neben den Schafen.

 

Rudolph und die Schafe fanden die Idee des jungen Hasen bemerkenswert und wagemutig zugleich, als sie davon erfuhren. Die Schafe blökten anerkennend. Das Rentier sprach: "Das kriegen wir gemeinsam gut hin. Sei unbesorgt, lieber Hase."

Danach ging's zurück ins Haus und in die behaglich warme Stube.

 

Die Männer stärkten sich mit einem dampfenden Eintopf und selbstgebackenem Brot. Rons Mahlzeit bestand aus Heu, Karotten, etwas Rosenkohl und lauwarmem Wasser.

 

Von einem alten Teddybären entliehen, streifte man ihm Schal und Pullover über, damit er auf dem Schlitten nicht frieren würde. Drollig sah Ron in den Wollsachen des Plüschtieres aus!

 

Und schließlich:

 

Was für eine tolle Nacht! In der großen Stadt, die überall festlich glänzte und funkelnd geschmückt war, konnte er sich gar nicht satt sehen. Und die vielen Stiefel der Kinder, die draußen vor den Türen standen.

 

Von Straße zu Straße und von Haus zu Haus zog der auffällige Tross.

 

Erst in den frühen Morgenstunden kamen sie wieder zu Hause an. Alle waren ermattet von der ungewöhnlichen, nächtlichen Anstrengung.

 

Ron schlummerte ein paar Stunden im Stall bei den Schafen und seinem neu gewonnenen Freund Rudolph. Beim Einschlafen dachte er, dass dieses Erlebnis das bisher schönste war in seinem noch jungen Hasenleben. - Und auf fabelhafte Weise war er genau zur rechten Zeit am rechten Ort!

 

Zwei weitere Tage verbrachte Ron auf dem Nikolaus-Hof, um sich zu erholen; nicht zuletzt wegen seiner wundgelaufenen Pfoten!

 

Plötzlich dachte Ron mit schlechtem Gewissen an seine Familie. Bestimmt war sie in großer Sorge und Aufregung wegen seiner langen Abwesenheit. So war es allerhöchste Zeit, aufzubrechen.

 

Der Abschied fiel Ron nicht leicht, und er lud alle herzlich ein, ihn an Ostern auf ein Wiedersehen zu besuchen; auch, um seine große Familie und die Arbeit der Osterhasen im Frühling kennenzulernen.

C.M Beisswenger

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